Dasselbe Thema klingt anders über dem Dreiklang, als über einem Septaccord, ein Melodienschritt
in die Septime trägt ganz andren Charakter als die Sexte; der Rhythmus, der ein Motiv
begleitet, ob laut oder leise, von dieser oder jener Klanggattung, ändert dessen specifische
Färbung, kurz, jeder einzelne musikalische Faktor einer Stelle trägt dazu mit Nothwendigkeit
bei, daß sie gerade diesen geistigen Ausdruck annimmt, so und nicht anders auf den
Hörer wirkt. Was die Halevy ʼsche Musik bizarr, die Auber ʼsche graciös macht, was
die Eigenthümlichkeit bewirkt, an der wir sogleich Mendelssohn , Spohr erkennen, dies
Alles läßt sich auf rein musikalische Bestimmungen zurückführen, ohne Berufung auf
das räthselhafte Gefühl. Warum die häufigen Quintsext-Accorde, die engen, diatonischen
Themen bei Mendelssohn , die Chromatik und Enharmonik bei Spohr , die kurzen, zweitheiligen
Rhythmen bei Auber u. s. w. gerade diesen bestimmten, unvermischbaren Eindruck erzeugen,
dies kann freilich weder die Psychologie, noch die Physiologie beantworten. |